Während die DIN EN ISO 9001:2015 zu einem agilen, systemisch ausgerichteten System einlädt, gibt es zur AZAV vom Beirat, der DAkkS und den weiteren „Qualitätssicherungsorganen in den letzten 3 Jahren immer weitere bürokratische Anforderungen. Unter dem Aspekt, dass diese wohl den „schwarzen Schafen“ geschuldet sind, gibt es die irrige Annahme, eine starke Regulierung könne diese beseitigen. Kaum einer der Träger kennt allerdings den vollen Umfang der Vorgaben. Zudem sind Träger über die unterschiedlichen Kontrollorgane irritiert, die auch leider nicht untereinander kommunizieren. Glaubten sie mit der „Fachkundigen Stelle“ und dem jährlichen Audit wäre es genug, kommt möglicherweise im gleichen Jahr (je nach Maßnahmen) der Prüfdienst arbeitsmarktlicher Dienstleistung (AMDL), das Regionale Einkaufszentrum (REZ) und die jeweiligen Prüforgane von ESF-Förderprogrammen. Und allen ist daran gelegen, dass die laufenden Maßnahmen so, wie beantragt, laufen.
Also sind die Träger mehr damit beschäftigt, die Formalien zu erfüllen und kümmern sich jetzt nicht mehr wirklich um ein sinnhaftes QMS oder die inhaltliche Weiterentwicklung von Konzepten/Prozessen. Und das ist trotz alledem immer noch möglich!
Ein weiterer absurder Zustand ist in diesem Zusammenhang die zum großen Teil penibel minimal ausgerichtete Honorierung der Leistung. Alle diese „Qualitätssicherungsorgane“ proklamieren für sich eine Daseinsberechtigung, verursachen jedoch im Gesamtverfahren immense Kosten. Allein der AMDL baut seine Personalressource sukzessive aus.
Ich möchte übrigens nicht das Recht auf Kontrolle für den, der das Geld gibt absprechen. Auch die Anforderung für die Gestaltung eines QMS ist für mich selbstverständlich. Ich befürchte jedoch, dass diesen Prüfinstanzen die Kenntnis über Qualitätsentwicklung überwiegend nicht vorhanden ist. Es sind Verwaltungsmenschen, die in Verwaltungsstrukturen denken und mit einer gehörigen Portion Kontrollwahn und Misstrauen ausgestattet sind.
Den Bildungsträgern und anderen Akteuren am Arbeitsmarkt wünsche ich, dass sie sich trotz dieser bürokratischen Hindernisse nicht davon abhalten lassen ein sinnvolles, lebendiges QMS zu gestalten und aufrecht zu erhalten. Wer sich über die diversen Träger- und Maßnahmeanforderungen informieren möchte, findet derzeitig gut und strukturierte Hinweise unter www.arbeitsagentur.de/institutionen
Die Neuauflage meines Buches ist seit April 2019 da. (Die AZAV ein Praxisbuch für Bildungsträger und Dienstleister am Arbeitsmarkt)