Und genauso ist es auch mit dem Hören. In vielen Fort- und Weiterbildungen wird vom aktiven Zuhören geredet.
Und irgendwie ist es immer eine Technik.  Auf einer inneren Checkliste wird dann abhakt:

  • zugewandte Haltung, nicht direkt frontal
  • keine Störungen
  • Paraphrasieren oder Spiegeln

Und dann?? Dann wird das Gespräch möglicherweise statisch oder künstlich.
Das Zuhören von dem ich hier schreibe muss geübt werden. Hat weniger mit dem Anderen  als mit dem eigenen Selbst zu tun. Es geht um das Verstehen! Das Verstehen, was hinter den Sätzen verborgen ist. Es ist das Hören mit Offenheit, Unvoreingenommenheit und Toleranz. Es ist das Hören mit dem Herzen! Und das gilt nicht nur für das private Leben. Der Satz von Antoine de Saint-Exupéry ist vielen Menschen bekannt. Wird oft genug in den sozialen Medien gepostet. Doch nur wenige erfassen, was sie selbst dazu bereit sein müssen zu lernen. Und jeder/jede wünscht sich, dass das zuhörende Gegenüber es kann.
Otto Scharmer hat mit seiner Theorie U die Systematik und den Weg gezeigt. Dies ist nicht als Technik zu verstehen. Es ist ein Entwicklungsweg, der mit dem Prinzip Wahrhaftigkeit eng verbunden ist. In der Theorie U geht es auch um Offenheit (einer der 9 Werte im Prinzip Wahrhaftigkeit). Die 4 Arten des Zuhörens zeigen auf, dass es in die Tiefe der eigenen Möglichkeiten geht und nicht um eine Technik.

  • Nr.1 Herunterladen:
    Hier beschränkt sich das Zuhören auf das, was wir sowieso schon wissen. Es ist wie in Social Media. Neues  kommt über den persönlichen Algorithmus nicht hinzu. Es ist die ganz  eigene „Blase“.
  • Nr.2 Faktisches Zuhören
    Hier findet eine Datenanalyse statt. Ohne Urteile!! Das eigene Denken darf sich öffnen.
  • Nr.3 Empathisches Zuhören
    Hier findet ein Perspektivwechsel statt. Die Situation, das Gesagte wird aus der Sicht des Anderen betrachtet. Dafür muss das Herz offen sein und als Wahrnehmungsorgan genutzt werden.
  • Nr.4 Schöpferisches Zuhören
    Jetzt ist genug Raum für Neues. In diesem „Feld“ kann etwas völlig anderes entstehen.

Damit wird Zuhören zu einer besonderen Qualität im Miteinander. Ich habe ja schon oben geschrieben, dass es Übung braucht. Übung im Loslassen von eigenen Urteilen und Annahmen. Übung im Hinterfragen der eigenen Meinung. Übung im Vergeben, wenn es darum geht. Übung im Stillsein und Spüren. Übung im Offen-sein für andere Sichtweisen. Ich weiß, das hat Grenzen! Auch bei mir!
Aber vielleicht ist es erst mal wichtig bis zu diesen Grenzen zu kommen. Und dann dürfen gedachte Grenzen weggeräumt werden. Neue Weite darf entdeckt werden. Und das darf immer wieder aufs Neue geschehen.
Wer mit dem Herzen hört, hat mehr Freiheit im Geist. Ist offener für die Bedürftigkeit, die hinter Worten steht. Ist weniger verletzbar, weil das offene Herz das Leid hinter den Worten und dem Verhalten spürt.

Es ist ein Training, das überall und zu jeder Zeit beginnen kann!
Gutes Entdecken der schöpferischen Räumen.